AUSBILDUNG OHNE ZUKUNFT?

Warum Bildkompetenz relevant ist

Daniel Rihs vermittelt Fotografie, weil er überzeugt ist, dass ein bewusster Umgang mit Bildern, der sogenannten Bilderflut etwas entgegensetzen kann.

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«Junge Menschen werden teuer ausgebildet, ohne eine Chance auf dem Markt zu haben.» Die Bedenken waren gross, als ich 1999 an der Schweizer Journalistenschule MAZ den ersten Lehrgang für Pressefotografie besuchte. Noch fotografierten wir analog, aber die Digitalisierung begann Leben und Arbeit zu beeinflussen. In der Ausbildung bekamen wir erste teure, aber kaum brauchbare Digitalkameras zum Testen. Early Adopters benutzten die ersten Nokia-Handys.

Schon damals – eigentlich immer! – befand sich die Fotografie und damit das Berufsbild FotografIn im Wandel. 

Aktuell wird die Berufsfotografie durch die fundamental veränderte Mediennutzung und die schiere Masse von Handyfotos in Frage gestellt. Es gibt es kaum noch Möglichkeiten, Reportagen und Portraits zu fairen Honoraren zu publizieren. Mit Online-Veröffentlichungen, Büchern oder Ausstellungen verdient kaum jemand Geld und auch die Corporate- und Werbebudgets werden umverteilt. Die Zeiten, in denen also freie Projekte durch kommerzielle Aufträge querfinanziert werden konnten, sind vorbei.

Was für bildende Künstlerinnen, Tänzer, Schauspieler oder Schriftstellerinnen selbstverständlich ist, scheint auch vermehrt für FotografInnen zu gelten: das Leben mit dem Beruf zu finanzieren geht nicht ohne Brotjob. Denn selbst die Erfolgreichen jobben oder unterrichten zeitweilen, um zu überleben. Das ist kein Naturgesetz. Es gibt weder wirtschaftliche, gesellschaftliche, politische noch kulturelle Anzeichen dafür, dass sich dies in absehbarer Zeit ändert.

Ich verstehe die Einwände von damals durchaus, teile aber ihre Kritik nicht. Es ist nicht so, dass so enorm viel fotografiert wird, weil Instagram boomt, sondern: Instagram boomt, weil das Bedürfnis Bilder zu machen und zu teilen so gross ist! 

Um der sogenannten Bilderflut etwas Substantielles entgegenzusetzen, braucht es neue Generationen, die neben hoher Sozialkompetenz auch über hohe Bildkompetenz verfügen.

Die wenigsten Masters und Bachelors of Photography werden ihr Leben lang ein Auskommen als klassische FotografInnen haben. Viele haben mit ihrer Fotografie etwas zu sagen. Sie entwickeln Bildsprachen weiter und fordern Sehgewohnheiten heraus. Ich bin zuversichtlich, dass der Nachwuchs eigene, neue Geschäftsmodelle finden wird und fit für das Post-Instagram-Zeitalter sein wird.

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Screenshot Instagram.

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Ein abgedeckter Bildschirm als Schutz vor der Bilderflut?
Eikones. Zentrum für die Theorie und Geschichte des Bildes. Uni Basel.

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